Nochmals: Wer macht die Inflation?


Österreich weist weiterhin deutlich höhere Inflationsraten auf, gemessen am Verbraucherpreisindex (harmonisiert innerhalb der EU), als viele andere Euroländer: im II. Quartal stiegen die Verbraucherpreise um 9.2%, im III. Quartal um 6.8%. In den beiden aktuelleren Monaten Oktober und November war die österreichische Steigerung mit jeweils 4.9% deutlich niedriger als zuvor, aber immer noch höher als im EU-Schnitt (2.9%, 2.4%).

In der veröffentlichten Meinung geht noch immer die Mär um, dass diese hohen Inflationsraten hauptsächlich auf die in den letzten beiden Jahren sehr hohen Steigerungen bei importierter Energie und andere Importe zurückzuführen sind. Die Daten der Statistik Austria sprechen jedoch eine andere Sprache: der Preisindex der österreichischen Importe ist im 2. Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr um -3.2% gefallen, im II. Quartal gar um -7.8% (vorläufige Werte).

Die heimische Inflation ist also zunehmend hausgemacht, wie sich am Preisindex (Deflator) des Bruttoinlandsprodukts zeigt. Hier geht es nur um die in Österreich hergestellten Waren und Dienstleistungen: dieser Preisindex ist im II. Quartal um +8.3% gestiegen, im III. Quartal gar um 8.7%.

Liegt es am mangelnden Wettbewerb in Österreich, liegt es an den stärker steigenden Lohnkosten, oder gar an der durch die sehr großzügigen „Geldgeschenke“ (die wir Steuerzahler alle bezahlen) der Regierung in den letzten beiden Jahren verursachten Mentalität der Unternehmen, jetzt ordentlich abzusahnen, oder gar an den hohen Gewinnen der Banken und Großunternehmen, denen ein nur schwacher und unwilliger Regulierungsapparat kaum Grenzen setzt?

Faktum ist: die Preise werden von den Unternehmen gemacht, die einerseits Kostenerhöhungen weitergeben, andererseits aber über diese hinaus ihre Preise (im Inland) erhöhen. Es sind nicht (mehr) die Aktivitäten von gierigen Produzenten fossiler Energie im Ausland, es sind nicht die oft zitierten Schwierigkeiten mit den Lieferketten, die durch die Sanktionen auf Russland, Iran und China die Preise hochtreiben – sondern es sind rein „hausgemachte“ Preiserhöhungen. Da auch viele Tarife sich an den gemessenen und ausgewiesenen Inflationsraten orientieren, hat auch die Regierung durch ihre späten und ungenügenden Eingriffe in wichtige Preissegmente dazu beigetragen, diese hohen Preissteigerungen zu legitimieren.

Es zeigt sich, dass die Preissteigerungen jener Länder, die schon früh das „Sakrileg“ begonnen hatten, in die „freie Preisbildung“ der Unternehmen einzugreifen, deutlich niedriger liegen als im marktversessenen Österreich. Das allenthalben auftretende Lamento über die gesunkene Wettbewerbsfähigkeit Österreichs durch allzu hohe Preissteigerungen, die angeblich durch hohe Lohnforderungen ausgelöst sind, sollte sich an die Unternehmen selbst richten, die ihre Gewinnmargen in Zeiten, wo die Löhne endlich den Preissteigerungen nachkommen, reduzieren sollten, bzw. ihre Reserven, die sie in den vorigen guten Jahren als die Lohnkosten deutlich hinter den Inflationsraten zurückblieben, hoffentlich angehäuft haben, angreifen sollten. Die Berichte von hohen Dividenden-Ausschüttungen und hohen Aktienrückkäufen der Unternehmen zeugen eher von egoistischer Gewinnverwendung als von volkswirtschaftlicher Gesinnung.

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